Märchen können in Trauerzeiten Trost spenden

Vortrag fand in Neuwied statt

Neuwied. Wer kennt sie nicht, die sieben Zwerge, die drei Tage lang das tote Schneewittchen beweinen und sogar mit den Tieren des Waldes gemeinsam trauern. Und fast jedes Kind kennt auch   der Königssohn, der mit seiner großen Liebe Schneewittchen erweckt und die tiefe Trauer weichen lässt. „Wo Liebe ist, ist Auferstehung“, sagte Sylvia Cordie. Auf Einladung des Neuwieder Hospizvereins hatte die Sprechkünstlerin, Trauerrednerin und –begleiterin im Gemeindehaus der Evangelischen Friedenskirchengemeinde „Todesbilder im Märchen“ vorgestellt. Cordie rief ihre Zuhörer auf, sich an der Lebendigkeit zu freuen, sich aber gleichzeitig auch Gedanken um das Ende des Lebens und um die Verstorbenen zu machen. Dazu stellte sie verschiedene bekannte und unbekannte Märchen ihrem Publikum vor.  Denn gerade in Märchen spiele oftmals der Tod eine Rolle, häufig sogar die Hauptrolle. „Dabei geht es oft um Diesseitiges und die Deutung des Lebens“, sagte Sylvia Cordie. Sie berichtete von Boten des Todes, die an die Sterblichkeit erinnern, „denn ohne Blick auf das Ende kann das Leben nicht gelingen“, konstatierte sie. Dem Tod ins Auge zu sehen, helfe zu leben und sich bewusst zu machen, was eigentlich im Leben wichtig ist. Wie beispielsweise im bekannten Märchen „Frau Holle“, wo die vier Jahreszeiten den Lebenszyklus, Abschied und Neubeginn beschreiben. Und auch im Trauerfall könnten Märchen Hilfe geben. „Sie beschreiben Geschichten des Loslassens und zeigen auf, wie aus Schmerz und Trauer neues Leben entstehen kann“. Als Beispiel dafür nannte sie neben „Schneewittchen“ auch „Aschenputtel“, durch dessen Tränen ein Haselstrauch erwächst und wieder Gutes entsteht. Die Bildungsreferentin des Neuwieder Hospizvereins, Heidi Hahnemann, freute sich, dass sie Sylvia Cordie für diese interessante und spannende Lesung im Rahmen des Jahresthemas, das besonders  trauernde Kinder und deren Begleitung in den Fokus rückt, gewinnen konnte.