Eine Teilnehmerin berichtet
Die Urlaubszeit ist ja bekanntlich die schönste Zeit des Jahres: Einfach mal zu neuen Ufern aufbrechen, neue Wege und Landschaften erkunden, den Alltag hinter sich lassen und Kraft tanken. Doch was ist, wenn ein geliebter Angehöriger, mit dem man viele Jahre lang die Ferien gemeinsam verbracht hat, nicht mehr da ist? Wie der Urlaub auch nach dem Tod eines nahen Menschen und mit der eigenen Trauer im Gepäck gelingen kann, weiß Stefanie Rämer aus Neuwied.
Die 59-Jährige hatte im vergangenen Herbst an einer Auszeitreise für Trauernde teilgenommen. Dazu eingeladen hatten der Neuwieder Hospizverein und Mosaik-Reisen. Ziel war das Steinhuder Meer.
„Ich hatte von der Auszeit-Reise gelesen und mir gedacht, dass sie vielleicht schön werden könnte“, erinnert sich Stefanie Rämer. Vor rund vier Jahren war ihr Mann Ulrich verstorben, zwischenzeitlich war Stefanie Rämer schon einmal allein verreist. „Ich hatte damals einen Kururlaub gebucht“, erzählt sie. Doch dort kam sie sich unter den vielen Ehe- und Freundespaaren verloren vor.
Die Reise ans Steinhuder Meer wollte eine Bekannte mit ihr gemeinsam antreten. „Zunächst war ich skeptisch und ich befürchtete, dass ich vielleicht durch die anderen Trauernden runtergezogen und alles zu tiefgreifend würde“, sagt Stefanie Rämer. Doch schnell sollte sich herausstellen, dass ihre Befürchtungen nicht eintrafen. Im Gegenteil. Durch ein Treffen aller Teilnehmer vor Beginn der Reise lernten sich die Männer und Frauen schon einmal kennen. Man war sich also nicht mehr fremd. Und: „Jeder hatte Verständnis. Ich konnte mich mit den anderen austauschen“. Stefanie Rämer erfuhr auch, wie gut es tat, angeleitet zu werden und sich einmal um nichts kümmern zu müssen. Ansprechpartner fand sie nicht nur in den anderen Reisenden, sondern auch in den Begleiterinnen, die Programmangebote machten und für alle immer ein offenes Ohr hatten. Mit täglich kleinen Impulsen, die den Trauernden ermöglichen konnten, eine gemeinsame Aus- und Erinnerungszeit zu nehmen, wurde ein geschützter Raum geschaffen. Ein Raum, in dem Entspannung und neue Perspektiven für das Leben mit der Trauer gefunden werden konnten. Und auch gemeinsame Ausflüge sollten nicht zu kurz kommen. „Jeder konnte die Angebote nach eigenem Ermessen annehmen“, so Rämer. Sie selbst erfuhr Geborgenheit und bekam durch den Austausch mit Außenstehenden den Impuls, in ihrer eigenen Trauer einfach mal einen anderen Blick einzunehmen. „So konnte ich auch Positives sehen und erkennen, was daraus wachsen kann“. Stefanie Rämer erinnert sich beispielsweise noch an jenen Moment, als sie in einer Kapelle von ihrer Trauer überwältigt wurde und das Gefühl hatte, ihren Mann loslassen zu müssen. „Da fragte mich die Trauerbegleiterin, ob es denn nicht einfacher für mich ist, meinen Mann freizulassen. Dieser Gedanke war für mich viel erträglicher und die Situation erschien auf einmal nicht mehr so schwer“, sagt sie.
Viele Bilder erinnern Stefanie Rämer an ihre Reise ans Steinhuder Meer. Gerne blättert sie in dem liebevoll gestalteten Fotoalbum und denkt an alle Mitreisenden zurück. Wenn die Männer und Frauen auch ganz unterschiedlichen Alters waren, so haben sie sich doch alle gut verstanden und stehen auch heute noch in Kontakt.
Stefanie Rämer jedenfalls weiß, dass sie noch einmal mitfahren möchte ans Steinhuder Meer. Dorthin, wo sich ihr neue Horizonte eröffnet haben und sie sich der Gewissheit bewusst wurde: „Der Boden trägt mich auf dem Weg des Vertrauens“.
Wenn Gruppenreisen wieder möglich sein dürfen, bietet der Neuwieder Hospizverein in Zusammenarbeit mit Mosaik-Reisen vom 27. bis 31. Oktober wieder eine Auszeitreise für Trauernde an. Informationen und Anmeldung bei Mosaik Reisen, Tel. 02631-347 0881 oder beim Hospizverein Neuwied, Tel. 02631- 344 214.