Begleitung auf der letzten Reise

Ehrenamtliche brachten 3869 Stunden auf

 

Neuwied. Es war keine leichte Aufgabe, der sich 34 Menschen aus dem gesamten Kreis Neuwied gestellt hatten: Sie hatten all das zusammengesucht, was sie auf ihre letzte Reise mitnehmen würden. In Koffer, Taschen oder Rucksäcke hatten sie lieb gewonnene Erinnerungsstücke, Fotos, Bücher oder Wegzehrung gepackt. Aufgerufen zu dieser besonderen Aktion hatten das Dekanat Rhein-Wied, die Evangelische Marktkirchengemeinde Neuwied, das Ambulante Hospiz Neuwied und der Neuwieder Hospizverein. Eine Woche lang hatten diese Gepäckstücke verteilt im gesamten Kreis Neuwied gestanden, im Rahmen des Neujahrsempfangs des Neuwieder Hospizvereins wurden sie alle im Gemeindehaus der Marktkirche zusammengeführt. „Im Himmel muss viel Platz sein, wenn das, was hier gepackt wurde, mitkommt. Und es wird genussvoll und spannend“, stellte Pfarrer Werner Zupp fest. „Das Thema scheint zu treffen“, resümierte er aus Anlass der großen Resonanz, auf die diese Ausstellung stößt. Mit der Schau würden Fragen über Leben und Tod, über die Gestaltung des Lebensabends und dem, was danach kommt, gestellt.

„Packen für die letzte Reise“ rückt laut des Vorsitzenden des Neuwieder Hospizvereins, Hans-Peter Knossalla, aber auch jene ins Licht, die als Reisebegleiter Sterbenden und ihren Angehörigen zur Seite stehen, sie über einige Stationen und Haltepunkte auf ihrem Weg begleiten. Im Jahr 2019 brachten 91 ehrenamtliche Hospizbegleiter 3869 Stunden auf, um schwerstkranke und sterbende Menschen zu unterstützen. „Ihnen gebührt unser ganz besonderer Dank für diesen Kraftaufwand“, so Knossalla. Im Vergleich zum Vorjahr sei die ambulante Hospizbegleitung um 46 Prozent gestiegen.  Trauernden gibt der Hospizverein in Einzelbegleitungen, Trauercafés, bei Wanderungen oder in Kindergruppen Halt. Auch hier würde die Nachfrage stetig wachsen. Da ist es nur ein logischer Schritt, dass im Kreis Neuwied ein stationäres Hospiz errichtet werden soll. „Das stationäre Hospiz kann eine Station auf der letzten Reise eines Menschen sein“, so Knossalla.

„Die Hospizbewegung ist im Kreis Neuwied angekommen. Deren breit aufgestelltes Engagement wird genutzt und gebraucht. Dies verpflichtet uns, die Menschen mitzunehmen“, sagte Landrat Achim Hallerbach, der die Schirmherrschaft für den Neujahrsempfang des Neuwieder Hospizvereins gerne übernommen hatte. Und mit Blick auf die Ausstellung sagte er: „Hier werden Themen aus der Tabuzone herausgeholt, die unweigerlich Teil des Lebens sind“. Da sei es gut zu wissen, dass man die Vorbereitung für diese letzte Reise nicht allein treffen müsse, dass es Menschen gebe, die dabei hilfreich zur Seite stehen und auch Leidenswege mitaushalten. „Das ist ein unschätzbarer Wert“, so Hallerbach.

Ganz gleich, ob schwerstkranke oder sterbende Menschen und ihre Angehörigen zuhause oder in einem stationären Hospiz begleitet würden- die Hospizarbeit sei laut dem Leiter der Marienhaus Hospize, Christoph Drolshagen, eine große Stärke des bürgerschaftlichen Engagements, das für viele Betroffene wichtiger sei, als alles Materielle. „Mit vielen Netzwerkpartnern konnten wir die Hospiz- und Palliativversorgung immer weiter ausbauen. Und die muss sich auch in Zukunft noch weiterentwickeln“, so Drolshagen. Mit dem geplanten Bau des stationären Hospizes sei man auf einem guten Weg. Sobald die Grundstücksverhandlungen abgeschlossen seien, könne man in die konkrete Planung gehen und voraussichtlich in rund zweieinhalb Jahren das Hospiz eröffnen.

 

Übrigens: Die Ausstellung „Packen für die letzte Reise“ ist noch bis Sonntag, 26. Januar im Gemeindehaus der Marktkirche zu sehen, dann findet sie um 18 Uhr unter dem Motto „Hinterm Horizont geht es weiter“ und mit Harfenklängen ihren Abschluss.